Coronavirus

Rentner Uwe ist ein Model – und Minister Lauterbach ein ertappter Schwindler

Rentner Uwe ist ein Model – und Minister Lauterbach ein ertappter Schwindler

© Screenshot: Twitter-Kanal BMG, 09.11.2022Impfkampagne des Bundesgesundheitsministeriums.

Von Bernhard Loyen

Danke, es reicht jetzt wirklich langsam mit der bewussten Täuschung der Bürger durch die Politiker. Nein, er ist nicht zum Lachen, der neueste PR-Gau aus dem Hause Lauterbach, dem Bundesministerium für Gesundheit (BMG). Doch worum geht es? 

Am 14. Oktober präsentierte Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach auf einer Pressekonferenz die aktuelle Kampagne des BMG zum Thema Corona-Schutz. Sie trägt den bedingt aussagekräftigen Titel: “Ich schütze mich”. Dazu erklärte Lauterbach laut Webseite des BMG zu den geplanten Motiven:

“84 Bürgerinnen und Bürger gehen stellvertretend für 84 Millionen Menschen in Deutschland mit gutem Beispiel voran und schützen sich vor der Pandemie – indem sie ihren Impfschutz aktuell halten, Masken tragen, aufeinander Rücksicht nehmen.”

Ich habe mir die Pressekonferenz live angesehen. In den Notizen findet sich rückblickend folgende Erläuterung des Ministers (Min.: 06:08):

“Wir haben in dieser Kampagne (…) 84 echte Personen (…). Jeder tritt vor, jeder Mensch ist echt, keine Schauspieler, keine Modelle. Niemand hat Geld bekommen.”


Meinung

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Intuitiv machte ich mir eine Ausrufe-Fragezeichen-Kombination hinter dieser Aussage. Gut vier Wochen später wiesen rechercheaffine und vor allem wache und kritische Nutzer der sozialen Medien auf die laufende Impfkampagne hin. Es stellte sich heraus, dass sich der “echte Mensch” des Kampagnenvideos und entsprechender Anzeigen als Karteikartenmitglied der Agentur Casting Connect entpuppte. Uwe, der Rentner, im BMG-Video ist das bezahlte Modell Uwe R.:

Es ergeben sich damit zwei Skandale bzw. Provokationen. Nummer eins ist die schlichte Tatsache, dass Lauterbach gelogen hat. Ob er dies aus Unwissenheit, Unkonzentriertheit oder welcher Motivation auch immer getan hat, ist egal. Nein, auch die Möglichkeit, dass engste Mitarbeiter des BMG ihren Chef vermutlich nicht richtig vorab informierten, macht die Sache nicht besser. Es war die offizielle Kampagnenvorstellung eines Ministeriums der Bundesregierung.


Analyse

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Die für mich größere Provokation ist der sehr wohl bewusste Veröffentlichungstermin des Kampagnenbeitrags von “Rentner Uwe” am geschichtsträchtigen 9. November. Das Land  erinnert einerseits an den 9. November 1938, den Tag der Reichskristallnacht im 3. Reich, wie auch den 9. November 1989. Den Tag, an dem vermeintlich eine Mauer umgefallen sein soll. Zumindest aber die deutsch-deutsche Geschichte nach vierzig Jahren elementare Wendungen erfuhr.

Da dachten sich wohl die Mitarbeiter des BMG wie auch Kampagnen-Designer Raphael Brinkert von der Agentur BrinkertLück Creatives aus Hamburg, welch günstiger Schicksalsmoment für eine weitere Episode eines “echten Menschen” im dritten Corona-Jahr. So darf “Rentner Uwe” seinen auf Agenturrechnung vorgegebenen und professionell erlernten Text in die Kamera sprechen:

“Ich schütze mich, weil ich die Freiheit habe, es zu tun.”

Die Agentur und das BMG würzen, also ergänzen, diese Willküraussage mit der Zusatzinformation:

“Uwe hat den Mauerfall 1989 hautnah erlebt. Heute genießt er die Freiheit, indem er sich und andere schützt.”

Dieser Versuch einer anvisierten animierenden Argumentation pro Impfung und Zusatzmaßnahmen ist schon sehr frech. “Impfschutz, das Maskentragen und aufeinander Rücksicht nehmen” schützen – mittlerweile bekannt – nur bedingt oder gar nicht vor der Weitergabe eines saisonalen Virus.

Anmaßend, annähernd unfassbar ist der zweite Aspekt. Es soll DDR-Bürger geben, die auch den Mauerfall 1989 hautnah erlebten, jedoch ihre bis dato genossene Freiheit seit fast drei Jahren in individuellen Bereichen teilweise oder komplett verloren haben. Die Agentur-Vita des Uwe R. endet im Jahre 2020 mit der Information: “Fernsehen: Inside DDR (AT) / ZDF, Interview”. Was für ein bizarres und unsägliches Schmierentheater aus dem Hause BMG.

Auf was für einem (Nicht-)Niveau-Fundament diese Kampagne aufgebaut ist, belegen folgende Beispiele der “84 Testimonials aus ganz Deutschland”:

  • Anika, Lehrerin – Ich schütze mich, weil ich lieber Noten verteile als Viren.
  • Barbara, Floristin – Ich schütze mich, weil Düfte für mich das Schönste sind.
  • Lurans, Notfallsanitäter – Ich schütze mich, weil ich in Quarantäne keine Leben retten kann. (Hoffentlich hat er auch Glück mit potentiellen “Straßenklebern”.)
  • Christian, Bäcker – Ich schütze mich, damit ich alles gebacken bekomme.
  • Stefan, Biker – Ich schütze mich, damit ich nicht aus der Kurve fliege.

Alle 84 Protagonisten machten laut BMG-Regiebuch negative Erfahrungen mit dem Coronavirus, woraus diese individuellen Maßnahmen-Vorsätze resultieren. Das mag stimmen, aber die Tatsache, dass ein Darsteller nachweislich ein bezahltes Casting-Modell ist, lässt mit den zurückliegenden Erfahrungen widersprüchlicher Aus- und Zusagen eines Karl Lauterbach wahrlich nichts Gutes erahnen. Stichwort: Glaubwürdigkeit, die mit diesem Ereignis das immer wackeligere Gerüst einer Corona-Ausnahmesituation der Jahre 2020 bis 2022 wie dazugehörige fehlerhafte “Fakten-Booster-Kampagnen” noch mehr ins Wanken bringt.

Ganz nebenbei zeigt sich dazu noch die Tatsache, dass Raphael Brinkert mit seiner Agentur BrinkertLück Creatives für die Wahlkampf-Kampagne der SPD und Olaf Scholz im Jahre 2021 zuständig war.

Quelle

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