Ex-Vizekanzler Strache: “Man spricht vom Angriffskrieg Russlands – der hat aber eine Vorgeschichte”
05.11.2022
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Meinung
Die Staats- und Regierungschefs der EU haben etwas Wichtiges vergessen: Ihre Bürger
Die österreichische Bundesregierung wurde von Strache dafür kritisiert, die in der Verfassung des Landes verankerte Neutralität nicht stärker dafür genutzt zu haben, sich als “Vermittler” in diesem Konflikt zwischen Russland und der Ukraine hervorzutun. Diese “glaubwürdige, neutrale Vermittlerrolle” habe Wien laut Strache nicht mehr, und das sei auch der Hintergrund, warum heute der türkische Präsident Recep Tayyip Erdoğan “offenbar immer wieder” in den Verhandlungen eine Rolle spiele.
Strache, der sich aus der aktiven österreichischen Politik und aus seiner eigenen Partei FPÖ zurückgezogen hat, richtete scharfe Kritik in Richtung Brüssel. Die Lage sei “dramatisch”, man erlebe mitten in Europa, in der Ukraine einen Krieg, und vonseiten der Europäischen Union habe man eine Position, “wo man nicht für Verhandlungen und für den Verhandlungsweg eintritt, sondern offensichtlich teilweise Waffenlieferungen mit einer weiteren Eskalation bevorzugt werden”.
“Statt Entkrampfung findet eine weitere Eskalation statt.”
Bezüglich des gegenwärtigen Konflikts zwischen Moskau und Kiew betonte Strache, dass man – “ohne etwas zu rechtfertigen” – die Hintergründe dieses Konflikts verstehen müsse. Er nannte den “Putsch am Maidan, den Bürgerkrieg, der viele Jahre gedauert hat, mit 10.000 Toten” sowie das Versagen der EU, sich “nicht als Friedenspartei eingebracht” zu haben. Strache betonte:
“Das sind viele Entwicklungen. Ohne etwas zu rechtfertigen, aber man muss Hintergründe verstehen und auch die NATO-Osterweiterung, die zu dieser Zuspitzung letztlich geführt hat. Das ist keine Relativierung irgendeiner Verantwortung, aber man muss Hintergründe verstehen, und wir haben ja auch Kriege erlebt wie in Afghanistan, in Syrien, in Libyen, auch in Serbien, wo man nicht völkerrechtskonform agiert hat.”